Licht aus, Film ab

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Erst vor wenigen Monaten hat mir meine Mutter erzählt:

Stundenlang hast du mit der brennenden Taschenlampe gespielt, viele Jahre. Dann habe ich dich geschnappt und bin mit deinem Lieblingsspielzeug zum Fotografen gegangen. Klick“.

Was hat das Bild mit dem Fotoband zu tun? Sehr vieles. Mit diesem Bild ist mir klar geworden, dass mich das Spiel mit Licht und Schatten schon als Kind fasziniert hat.

Und es ist bis heute geblieben.

Ein Foto zu belichten oder eine Filmszene zu drehen, es ist nichts anderes als das Spiel mit Licht und Schatten.

Erst in den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, dass mir ein gewisses Gefühl und Talent für das Bild „mitgegeben“ wurde. Man kann es nicht lernen.

Ich werde öfter gefragt: “Wie macht man einen guten Film? Wie gestalte ich ein interessantes Foto? Soll ich einen Kurs belegen?“

Man kann dort Grundlagen lernen. Aber das Gefühl und das Auge dafür musst du selbst mitbringen.

Es ist eine hohe Kunst, den Filmzuschauer 1 bis 2 Stunden mit deiner Arbeit am „Einschlafen“ zu hindern.

Das Handwerk der Fotografie oder Filmproduktion konnte ich nicht erlernen. Nach Schulausbildung in Freising ging ich auf die technische Universität in München. Nach erfolgreichem Abschluss als Dipl. Ing machte ich mich 1976 als Flugzeugkonstrukteur selbstständig.

1980 war ich mit einem Doppelsitzer-Leichtflugzeug für einen Werbeflug in Mexiko unterwegs. Dabei hatte ich die thermischen Aufwinde in diesem Land unterschätzt und wurde in einer Höhe von ca 5.500 m wegen Sauerstoffmangel ohnmächtig. Als letzten Akt konnte ich noch den Rettungsfallschirm lösen. Ich überlebte, aber wie.

Der Aufschlagplatz war in ca. 5200m Höhe, neben dem Gipfel des höchsten Berges von Mexiko, den Pico de Orizaba (5400 m).

Wegen der Höhe konnte mich kein Hubschrauber retten. Indianer mit Eseln holten mich vom Gipfel. Ich habe knapp überlebt.

Aus Frust habe ich aus den Schrottteilen für Gogol Lobmayer (Kinofilmproduzent) einen Kamerakran konstruiert, den er für sein Filmprojekt „Faszination Natur“ auf seiner Weltreise als Handgepäck mitnehmen konnte. Der wog nämlich nur 10 kg.

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Bisher wog ein Kamerakran nahezu eine halbe Tonne. Diese technische Evolution veränderte mein Leben grundlegend. Bei allen Fußballweltmeisterschaften seit 1990 stehen diese Konstruktionen für TV-Aufnahmen hinter den Toren, heute noch.

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Gleichzeitig war ich bei vielen Film- und Fotoproduktionen mit am Set eingeladen und habe meine Liebe für Film und Foto neu entdeckt. Licht an, Film ab.

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